Eigentlich ist es nicht möglich, eine Geschichte über die Waldzeit zu schreiben. Die fünf Wochen, die wir jeden Frühsommer auf einem riesigen Gelände mit Holzhütten und im offenen Wald verbringen, enthalten so viele verschiedene Geschichten, dass sie nicht in einen Text passen.
Es gibt Geschichten, in denen wir an allen Baumstümpfen winzige Pilze in Leuchtgelb, Apricot und Weiß entdecken und ihre verrückten Namen lernen: „Blutmilchschleimpilz“ und (in Gelb) „Hexenbutter“. Oder Moose: Sternmoos kennen wir schon, aber noch nicht „Mäuseschwanzmoos“ oder „Schlafmoos“. Als ich vorlese, dass Schlafmoos so heißt, weil die Menschen früher Kissen und Matratzen damit gefüllt haben, legen sich ein paar Kinder direkt zum Ausruhen darauf.
Eine andere Geschichte handelt von Hirschkäfern, von denen wir nicht wussten, dass sie mit quer halbierten Körpern weiterleben können. Wir sehen mehrere, die so halbiert weiter nach Zweigen greifen und ihre Beinchen bewegen, was uns vor viele schwierige Fragen stellt. Am Ende schmücken wir ein Hirschkäfergrab.
Wir sammeln Holunderblüten und machen Limonade daraus, bereiten Quark mit Wildkräutern zu und garen Kartoffeln und Schokoladenbananen am Feuer. Ein paar von den älteren Kindern stellen ihr eigenes Mückenspray her.
Wir lesen Geschichten im Baumhaus und im Tipi, liegen auf großen warmen Steinen in der Sonne, sammeln Schätze und legen sie in unsere Waldschatzkästen. Wir schnitzen, balancieren, springen auf dem Trampolin, von Erdhügeln ins Laub und von Bänken in riesige Pfützen, testen dabei die Physik („Du kannst da stehenbleiben, ich hab‘ das ausgemessen“). Wir schaukeln und spielen Versteck. An Regentagen (wenige zum Glück!) versuchen wir uns warm und bei Laune zu halten – und manche von uns laufen Schlittschuh auf riesigen Matschpisten.
Es ist oft nicht so leicht, den Wald zu verabschieden. Wir feiern am letzten Tag ein bisschen mit den Eltern und ein paar Kinder bauen eine winzige Waldlandschaft zum Abschied:
„Das ist ein Mäusehaus.“ „Und da ist ein Spielplatz, ein Lagerfeuerplatz und da kann man richtig viel spielen. Und das Einhorn passt auf.“ „Und die Feder, damit denken wir immer nach, was so passieren soll oder wie wir das Haus machen können oder wie das Haus zuerst war.“ „Oder wie wir das Haus so aussehen lassen können. Wir haben da Moos reingestopft, und dann haben wir noch die anderen Sachen da draufgelegt.“ „Mit meiner Nachdenkensfeder.“ „Ich hab ’ne Idee!! Wir brauchen noch ein paar lila lila lila lila lila lila lila Blumen!!“