unsere Schule

Selbstbestimmung, Mathetik und Freiheit

Grundlegender pädagogischer Ansatzpunkt der Freien Schulen ist eine Sichtweise vom Lernen, das vom Kind ausgeht.

Wir stehen, wie andere Freie Schulen auch, in der Tradition reformpädagogischer Bewegungen, aus deren Ideen wir schöpfen. Dabei sind wir aber nicht dogmatisch auf eine bestimmte pädagogische Schule oder Richtung festgelegt, die sich mit dem Namen eines prägenden Pädagogen verbinden ließe. Während wir uns in der Ausrichtung des Lernens an das Mathetische Prinzip anlehnen, nehmen wir uns gleichzeitig die Freiheit, von verschiedenen PädagogInnen und ihren Ideen zu lernen.

An der Freien Schule Marburg haben solche Lernformen Vorrang, bei denen die Kinder sich eigentätig und möglichst auch handelnd Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten aneignen. An unserer Schule geht es nicht um Belehrung, sondern um die Ermöglichung aktiven Lernens und produktiven Denkens.

Rucksackschule

small is beautiful

Unsere Schule ist klein und überschaubar. Die Kinder kennen alle Mitarbeiterlnnen.
An unserer Schule besteht eine dichte Nähe und enge Vertrautheit, die einen unkonventionell offenen Umgang zwischen Erwachsenen und Kindern ermöglicht.
Dazu gehört auch, dass Kinder unterschiedlichen Alters in kleinen jahrgangsübergreifenden Gruppen gemeinsam leben und lernen.

Über alle Altersstufen hinweg entstehen intensive Beziehungen. Auch die gemeinsam erarbeiteten Regeln für das friedliche Zusammenleben in der Schule und das Eingreifen der Kinder und/oder der Pädagoglnnen bei Regelverletzungen sind wichtig für ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit.

Ganztägigkeit

gemeinsam spielend lernen

Eine Schule, in der nicht allgemeinverbindliche Zeitmuster die Lernprozesse bestimmen, sondern die Realisierung bestimmter Lernstrategien im Vordergrund stehen, muss Kindern die Zeit zu Verfügung stehen, ihrem Lerntempo und Lerninteresse gemäß den Schulalltag zu gestalten.

Deshalb wurde die Freie Schule Marburg ganz bewusst als Ganztagsschule konzipiert.

Wir möchten, dass alle Beteiligten genügend Zeit zur Verfügung
haben und damit die Möglichkeit besitzen,

  • Lernprozesse und soziale Prozesse, die am Vormittag begonnen
    haben, am Nachmittag fortzusetzen
  • flexibel mit ihrer Zeit umzugehen
  • zu handeln, ohne unter Zeitdruck zu stehen

Selbstbestimmung

Die Beziehung von Erwachsenen und Kindern wird in Freien Schulen mit dem Begriff der Selbstbestimmung umschrieben. Kinder und Erwachsene sind in diesem Sinne Partner in einer Auseinandersetzung; Partner, die einander als selbstständig, mit eigenständigen Wünschen und Vorstellungen akzeptieren und voneinander lernen können.

Natürlich gibt es Grenzen der Durchsetzbarkeit der eigenen Vorstellungen. Aber auch der Großteil der möglichen Grenzziehungen, etwa darüber, was die Kinder dürfen und was nicht, wird ausgehandelt und auch als Ergebnis von Aushandlungen begriffen und begründet. Wir Erwachsenen müssen es den Kindern ermöglichen, selbstständig Entscheidungen zu treffen, zu vertreten und in die Tat umzusetzen. Für das einzelne Kind bedeutet dies, dass nicht nur Erwachsene wie Eltern oder PädagogInnen, sondern auch die anderen Kinder in der Freien Schule Ansprüche und Verhaltensnormen aufstellen, mit denen es sich auseinandersetzen und zu denen es eine eigene Position finden muss.

Freiheit

An der Freien Schule Marburg gilt es als selbstverständlich, dass die Kinder viele Freiheiten haben. Andernfalls wäre Selbstbestimmung nicht möglich. Dieses hohe Maß an Freiheit unterscheidet unsere Schule deutlich von anderen KiTas und Schulen.

Der Umgang mit Freiheiten bedarf immer wieder der Abstimmung mit anderen Kindern und mit den Pädagoglnnen. Diese Abstimmung untereinander verlangt den Kindern und Jugendlichen ein hohes Maß an Selbstverantwortung, Einfühlungsvermögen, Rücksichtnahme und Geduld ab. In diesen Aushandlungsprozessen aber liegt der Kern von Alltagsdemokratie, wie sie an der Freien Schule Marburg gelebt wird.

Hier kommt das Streben nach individueller Freiheit immer wieder auf den Prüfstand der Sozialität. Hier wird um Selbstbehauptung, Toleranz und Solidarität gerungen und nicht zuletzt um gegenseitigen Respekt. Respektvoller Umgang basiert an der Freien Schule Marburg aber nicht auf einem Status. Der Respekt gilt vielmehr jedem Menschen als Persönlichkeit.

Mathetik

Die Abgrenzung der Mathetik von der Didaktik bedeutet eine bewusste Hinwendung zum Kind und ein Hineinhören in die kindlichen Interessen und Bedürfnisse: Die Lerninteressen, Fragestellungen, Denkmuster, Gefühlslagen der Kinder sind nicht nur Ausgangspunkt, sondern auch Gestaltungsprinzip von Erziehung und Bildung.

Die Lehre des Lehrens ist deshalb in eine Lehre des Lernens zu überführen. Dies kann bedeuten, dass Lernschritte und -wege eine ganz andere Reihenfolge und Richtung einschlagen dürfen, als es vom didaktischen Standpunkt aus notwendig und folgerichtig erscheint.

An der Freien Schule Marburg haben solche Lernformen Vorrang, bei denen die Kinder sich eigentätig und möglichst auch handelnd Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten aneignen. An unserer Schule geht es nicht um Belehrung, sondern um die Ermöglichung aktiven Lernens und produktiven Denkens.

Unsere Schule ist geprägt durch Demokratie, Selbstbestimmung und selbstverantwortliches Handeln. Wir sind weltoffen, undogmatisch und weltanschaulich nicht gebunden.

Ohne Zensuren und Sitzen bleiben

In der Freien Schule Marburg verzichten wir auf Leistungsmessung per Klassenarbeiten und die Vergabe von Ziffernzensuren. Wir möchten erreichen, dass Kinder selbstbestimmt und selbstbewusst ihr Lernen organisieren. Dafür brauchen sie individuelle Begleitung unter anderem in Form von differenzierten Rückmeldungen. In unserer Schule bekommen die Kinder deshalb einmal im Jahr Entwicklungsberichte in Form eines Schuljahresberichts. Bei uns muss kein Kind Angst vor schlechten Noten oder Sitzen bleiben haben, weil zu unserem Konzept ein anderes Verständnis von Entwicklungs- und Leistungsbeschreibung gehört.

Freies Lernen
Lernzeit

Kinder sind an Rückmeldungen über ihre Leistungen interessiert. Wenn sie ein Feedback zur ihrer Arbeit haben wollen, teilen die PädagogInnen ihnen in den jeweiligen Situationen mit, welche Lernfortschritte sie gemacht haben und was es noch zu lernen gibt. Im Team wird regelmäßig das Lernverhalten der Kinder erörtert. Den Eltern werden regelmäßige Elternabende und bei Bedarf Einzelgespräche ermöglicht, damit sie Einblick in die Arbeit der Schule erhalten und sehen können, was die Kinder alles leisten und wie sie sich entwickeln.

Einmal im Jahr erhalten die Kinder Entwicklungsberichte in Form eines Schuljahresberichte. Den Berichten geht ein intensives Interview mit dem jeweiligen Kind voraus, in dem nachgefragt wird, wie es sich in der Schule fühlt und was es über seine Entwicklung denkt. Auch auf das Sozialverhalten und die Leistung des Kindes wird im Entwicklungsbericht eingegangen.

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